Ach, wenn es doch nur der Kursverlauf wäre…
So in etwa kann ich meine Gefühlslage bei Alibaba beschreiben. In diesem Beitrag habe ich geschrieben, dass ich vermute dass der politische Eingriff bald erledigt sein wird. (Beitrag). Das war im Dezember 2020. Um einem Delisting zu entgehen habe ich dann die ADRs gegen die Hong-Kong Aktien getauscht. Das ist auch einige Monate her (Beitrag). Ich habe in diesen Beiträgen auch geschrieben, dass ich die Regulierungen der chinesischen Big-Techs grundsätzlich gut finde.
Inhaltsverzeichnis
Die aktuelle Lage
Nun treten aber seit dem ersten Beitrag den ich oben erwähnt habe weitere Meldungen ein die ich so nicht eingeplant hatte. Mittlerweile kursieren Meldungen, dass die chinesischen Behörden sogar planen die Mantelgesellschaften (Variable Interest Entity) über denen die chinesischen Firmen für ausländische Investoren „investierbar“ werden, zu verbieten. Ob das nur neue VIEs betreffen soll oder nicht, ist nicht bekannt. Die chinesischen Behörden dementieren diese Meldungen jedoch wohl.
Nach eigener Recherche und persönlicher Einschätzung denke ich nicht, dass die chinesischen Regulatoren die VIEs so schnell verbieten werden, denn insgesamt möchte man den Wertpapier- und Futureshandel weiter öffnen. So wäre ein Verbot ein Schritt der bei ausländischen Investoren eher misstrauen fördern würde.
Mein Investmentcase
Die Frage die ich mir jedoch stellte ist, ob mein Investmentcase den ich vor fast 4 Jahren hatte und entsprechend die Aktien gekauft hatte noch passt. Mein Investmentcase war, dass ich sich das Wachstum über längere Zeit auch im Kurs niederschlagen wird und ich entsprechend davon profitieren werde.
Als ich damals die Aktien kaufte war mir klar, dass es politische Risiken mit China gibt. Spätestens beim Handelskrieg den Trump einläutete zeigte sich noch ein weiteres Risiko, welches ich aber weiterhin in Kauf nahm, denn direkte Auswirkungen auf das Geschäft hatte ich nicht erwartet und dies Bewahrheitete sich auch stets.
Dann kamen die Regulierungen durch die Behörden, das war genau die Art von Risiko die ich von jeher eingeplant hatte. Diese Regulierungen machten sich im Kurs nun negativ bemerkbar. Das nahm ich bis heute auch in Kauf, denn auch wenn Alibaba nicht so stark wachsen würde wie in der Vergangenheit. Sie sind im chinesischen Alltag präsent und innovativ.
Dann kam das Risiko mit dem Delisting. Dieses hatte ich beim Kauf damals nicht geplant, habe es aber versucht durch den Kauf der Hong-Kong Aktien zu umgehen.
Und nun machen die Gerüchte die Runde, dass die Mantelgesellschaften, an denen ich ja direkt beteiligt bin (und nicht etwa Alibaba selbst) eventuell auch verboten werden könnten.
Fazit
Ich habe irgendwann als Learning für mich gehabt, dass ich nicht im vorauseilendem Gehorsam Aktien verkaufen werde (Vorauseilender Gehorsam und wie ich Netflix verkauft habe). Schließlich sind es nun nur Gerüchte die auch noch von der Behörde offensichtlich dementiert werden.
Ich habe mir aber Gedanken zu meinem Investmentcase gemacht und stelle fest, dass ich im Grunde selbst nach fast vier Jahren noch keinen Buchgewinn habe (den ich zwischendurch sogar hatte). Ich habe die ADRs verkauft und HK-Aktien gekauft, ich habe die Regulierungen eingeplant und sogar kurstechnisch in Kauf genommen. Was mich besonders ärgert ist, dass es fundamental bei Alibaba im Grunde ganz gut läuft.
Wie in der Einleitung erwähnt hatte ich letztes Jahr im Dezember 2020 gehofft, dass die negativen Schlagzeilen bald enden. Wir haben nun Dezember 2021. Die negativen Schlagzeilen gehen weiter. Das ich nun im vorauseilendem Gehorsam verkauft habe, kann ich mir nicht vorwerfen.
Ich habe es in meinem Video erwähnt, dass ich seriös mit den Investments sein möchte. Denn es ist kein Spielgeld, welches ich investiere, sondern soll uns langfristig Rendite bringen und Teil einer Altersvorsorge sein. In Nio habe ich bspw. nur noch den Gewinn investiert und meinen Einsatz längst rausgeholt.
Meinen ursprünglichen Investmentcase habe ich sogar ausgedehnt (durch den Kauf der HK-Aktien). Mit den neuesten Meldungen und weiterem Kursverfall ziehe ich aber nun die Reißleine. Denn ich habe im Portfolio viel bessere Firmen mit ähnlichen Wachstum aber mit viel weniger Risiko eines eventuellen Totalverlusts aufgrund politischer Entscheidungen. Und da ich das Depot zukunftssicher aufstellen will, darf a) nicht zuviel Risiko im Spiel sein und b) der Investmentcase muss weiter passen damit ich weiter investiert bleibe.
Leider ist das Risiko/Chance Verhältnis aktuell zu groß und meinen Investmentcase hatte ich sogar schon ausgedehnt.
Nach fast vier Jahren beende ich deswegen das Kapitel mit ca. 25% Kursverlust, der eventuell noch durch eine Verlustverrechnung etwas abgemildert wird.
Wie bei LTC tut mir dieser Verkauf nach so langer Zeit weh.😢 Insbesondere oder gerade weil ich nach dieser Zeit auch noch einen Verlust realisieren muss. Ich habe aber durch die bekannten Großinvestoren vermeintlich gelernt, dass ein guter Investor sich stramm an seine Zielen/Investmentcases orientiert. Und der langfristige Erfolg gibt diesen recht.
Hinweis: Keine Kauf-oder Verkaufsempfehlung. Ich gebe nur meine Meinung und meine Handlungen und Gedanken zu eurer Information wider.
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Deine Entscheidung kann ich sehr gut nachvollziehen. Man muss nicht jeder Chance hinterherlaufen. Es gibt so viele Aktien und viele davon haben ein viel besseres Chance Risiko Verhältnis.
Ich denke du hast dich richtig entschieden.
Hallo Hatato,
ja, ich ziehe mein Ding tatsächlich durch. Beim Schreiben des Beitrags ist mir nochmal bewußt geworden, dass das Investment in Alibaba sich durch das starke Einmischen der KP, vor allem was das strukturelle angeht (also nicht die durchausnotwendigen „Regulierungen“) zu sehr ins operative Geschäft einmischt und durch die Cloud ebenfalls ein Interesse haben könnte sich weiter einzumischen. Das war nicht mein Ausgangspunkt damals und es ist nicht absehbar wie weit die KP hier noch gehen wird. Daher bin ich hier raus.
Gruß